Ein kapverdisches Märchen

13.09.15
Mit einer kleinen Reisegruppe besuchte ich im Jahr 2012 eine Weinkellerei auf der kapverdischen Insel Fogo. Inmitten einer bizarren Vulkanlandschaft, der Chã das Caldeiras, wurden dort unter widrigen Bedingungen Weinreben kultiviert. Der Chã-Wein war im weiteren Verlauf der Reise unser allabendlicher Begleiter zur einfachen, aber schmackhaften Landesküche.

Damals entstand die Idee, Weine aus ungewöhnlichen und eher unbekannten Anbaugebieten nach Deutschland einzuführen. Doch die von der Weinkooperative erzeugte Menge war zu gering für den Export. Schlimmer noch: im November 2014 fiel die Kellereigenossenschaft beim Ausbruch des Vulkans Pico do Fogo den Lavamassen zum Opfer. Zum Glück wurde niemand verletzt, doch mein Traum vom Weinimport aus Kapverden schien - im wahrsten Sinn des Wortes - in Rauch aufgegangen zu sein.

Eher zufällig "entdeckte" ich dann die noch relativ junge Winzerei Adega Monte Barro, die zwar ebenfalls ganz in der Nähe des Vulkans liegt, aber unversehrt blieb. 2005 hatte man dort, unweit der alteingesessenen Winzergenossenschaft, den 23 ha großen Weinberg Vinha Maria Chaves angepflanzt. Die Initiative dazu geht zurück auf den Kapuzinermönch Padre Ottavio, der seit den 1960-er Jahren verschiedene Hilfsprojekte auf den Kapverden leitet. Der Pater stammt aus der Gemeinde Barolo im norditalienischen Piemont, was wohl seine Liebe zum Wein erklärt. Unter seiner Regie entstand eine neue Kellerei mit modernen Stahltanks und professionellem Equipment, die der armen Landbevölkerung Arbeitsplätze bietet.

Doch Weinanbau auf Fogo, wo es zweimal im Jahr regnet, ist kein leichtes Unterfangen. Um die Rebstöcke mit ausreichend Wasser zu versorgen, musste man 100 m tief in die Erde bohren und ca. 80 km Bewässerungsleitungen verlegen. Mit einem Team erfahrener italienischer Önologen und Kellermeister experimentierte der Padre deshalb mit rund 20 verschiedenen, hauptsächlich italienischen Rebsorten, von denen etwa die Hälfte mit dem vulkanischen Terroir zurecht kommt. Im Zusammenspiel mit alten lokalen Rebsorten portugiesischer Herkunft entstehen nun einzigartige Weine mit ausgeprägten Aromen und typischer Mineralität.

Nach fast zehn Jahren harter Arbeit ist es soweit: 60.000 Flaschen und 6.000 Liter in Eichenfässern, Jahrgang 2012, warten darauf verkostet zu werden. Für mich eine märchenhafte Geschichte. Und die Weine... Probieren Sie einfach selbst!